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Heilpädagogische Arbeit mit Compad®
Beispiel: Leseverständnis Oberstufe

Juni

MarieLouise Kaschnitz
(1901-1974)

Manuel besucht im Oberstufenzentrum die Regelklasse. Er hat RILZ im Deutsch. Seine Klasse bespricht ein Gedicht.

Während der integrativen Förderung wagt er sich an den Text, den er nicht verstanden hat:

Schön wie niemals sah ich jüngst die Erde.
Einer Insel gleich trieb sie im Winde.
Prangend trug sie durch den reinen Himmel
Ihrer Jugend wunderbaren Glanz.

Funkelnd lagen ihre blauen Seen,
Ihre Ströme zwischen Wiesenufern.
Rauschen ging durch ihre lichten Wälder,
Grosse Vögel folgten ihrem Flug.

Voll von jungen Tieren war die Erde.
Fohlen jagten auf den grellen Weiden,
Vögel reckten schreiend sich im Neste,
Gurrend rührte sich im Schilf die Brut.

Bei den roten Häusern im Holunder
Trieben Kinder lärmend ihre Kreisel;
Singend flochten sie auf gelben Wiesen
Ketten sich aus Halm und Löwenzahn.

Unaufhörlich neigten sich die grünen
Jungen Felder in des Windes Atem.
Drehten sich der Mühlen schwere Flügel,
Neigten sich die Segel auf dem Haff.

Unaufhörlich trieb die junge Erde
Durch das siebenfache Licht des Himmels;
Flüchtig nur wie einer Wolke Schatten
Lag auf ihrem Angesicht die Nacht.

       

Erleichtert stellt Manuel fest, dass er den anspruchsvollen Text fast ohne fremde Hilfe in ein konkretes Modell umwandeln konnte. "Es hat Spass gemacht! Jetzt verstehe ich was gemeint ist..."

Eine Woche später erinnert sich Manuel detailliert an die Reihenfolge der Inhalte und an die Bedeutung des Gedichts.

So hat ihm die "Ikonische Ebene" des Modells ermöglicht einen haptischen und visuellen Zugang zum Text zu erschliessen, der dadurch Sinn-voll wurde.